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 Pressespiegel
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derStandard.at-Interview

Verkürzung wirkt wie ein Katapult

Rhetoriktrainer Gössler hat sich mit Obamas Sprachmuster beschäftigt

Der NLP- und Rhetoriktrainer Stefan Gössler hat über den Erfolg Barack Obamas ein Buch geschrieben. Der "Mythos um die begeisternde Rhetorik" des künftigen US-Präsidenten werden dort gelüftet, verspricht der Klappentext. Jedermann könne von den Obamaschen Kniffen und Tricks lernen und im Alltag davon profitieren, ist sich Gössler sicher. Im Interview mit derStandard.at erklärt er, wie das funktionieren soll.

derStandard.at: Dass Barack Obama ein guter Redner ist, ist landläufig bekannt. Was soll daran neu sein?

Stefan Gössler: Man kann Barack Obama als einen Leonardo da Vinci der Worte bezeichnen. Was er mit Worten macht, konnten bisher einfach wenig andere. In den USA ist eine emotionalere Sprache üblich als in Europa, man kennt das etwa von "axis of evil" (George W. Bushs Formulierung für Staaten, die die Sicherheit der USA bedrohen, Anm.) . Politiker dürfen dort emotionaler sprechen und eine Sprache verwenden, die in Österreich oder Deutschland nicht denkbar ist.

Während Hillary Clinton ihre Botschaft sehr viel komplexer hinüberzubringen versucht hat, hat es Obama geschafft, mit sehr einfachen Worten seine Zielgruppe zu erreichen. Er hat es geschafft, die Gemeinsamkeiten mit seinem Publikum hervorzustreichen und hat die Assoziation geweckt, er wäre sozusagen einer von ihnen, obwohl er als Harvard-Absolvent ein topausgebildeter Jurist ist. Obama scheut bisweilen auch vor billigem Populismus nicht zurück.

derStandard.at: Warum springen Sie auf den Obama-Zug auf und haben Ihr Buch nicht zum Beispiel über Heinz-Christian Strache geschrieben, der sein Publikum offenbar ebenfalls zu fesseln versteht?

Stefan Gössler: Ich analysiere seit sechs Jahren Politikerreden, um herauszufinden, wie sie die Menschen überzeugen. Was an Obama so neu ist, ist seine Gabe, verschiedene Kommunikationsmuster zu kombinieren wie kein anderer vor ihm. Wenn man sich seine Reden genauer ansieht, findet man sofort eine Anapher (Wortwiederholung am Satzanfang, Anm.) gefolgt von einer Brevitas (eine plötzliche Verkürzung, Anm.). Und so eine Verkürzung wirkt wie ein Katapult, das die Botschaft nach Hause bringt. Diese Kombination verstärkt die Aussage und bringt die Botschaft viel besser ans Publikum.

Zum Beispiel, wenn er 92 Wörter lang mit vielen Wortwiederholungen die rhetorische Frage stellt, warum John McCain die US-Mittelklasse als Menschen betrachtet, die weniger als fünf Millionen Dollar im Jahr verdienen. "How else", "why else", Obamas Sätze beginnen immer so, fast so wie in Martin Luther Kings "I have a Dream"-Rede. Am Schluss sagt Obama: "It's not because John McCain doesn't care, it's because John McCain doesn't get it." Indem er am Ende eine kurze Antwort liefert, wirkt Obama so glaubwürdig, so einprägsam auf sein Publikum.

derStandard.at: Warum wirft man in Europa guten Rednern manchmal reflexartig Dinge wie Demagogie oder Populismus vor?

Stefan Gössler: Dieser Vorwurf kommt nicht nur in Europa, sondern galt in den USA ja auch Barack Obama. Das liegt meiner Meinung nach an der Einstellung, dass, wenn man eine Sache gut kann, man unmöglich auch in einer zweiten Sache gut sein könne. Ich würde diesen Vorwurf umdrehen. Wer einem guten Rhetoriker Manipulation vorwirft, betrachtet Rhetorik als Mittel, Menschen zu manipulieren und würde es selbst auch dazu einsetzen und nicht dazu, Ideen besser zu formulieren und unser Leben zu bereichern. Obama hatte ja durchaus komplexe Botschaften, aber er hat es geschafft, allesamt anhand von Geschichten, Metaphern und Vergleichen zu erklären. Etwa wenn er auf die Mauer von Jericho, also ein alttestamentarisches Thema, zurückgreift, oder die Gründungsväter der USA zitiert, um aktuelle Themen in Geschichten einzubetten.

derStandard.at: Worin liegt das spezifisch Amerikanische an Obamas Redekunst?

Stefan Gössler: In Österreich und Deutschland haben wir nach dem Zweiten Weltkrieg aufgehört, Rhetorik zu lernen, aus Erschütterung darüber, was Rhetorik anrichten kann. Das ist aber etwa so, als würde man aufhören, Fieber zu messen, wenn man Fieber hat. In den USA ist es üblich, dass Kinder in Debattierklubs gehen, wo sie lernen zu debattieren und zu überzeugen. Deshalb haben gut ausgebildete Amerikaner meist andere rhetorische Fähigkeiten als wir und sind uns, was Rhetorik betrifft, weit voraus. Auch was das Bewusstsein in der Bevölkerung betrifft, was Sprache bewirken kann. Bei uns wird so etwas gerne als Manipulation stigmatisiert, etwa, wenn man NLP (Neurolinguistische Programmierung, Anm.) ins Spiel bringt.

derStandard.at: Stichwort NLP: warum wird diese Schule in unseren Breiten oft mit eher rechten Parteien wie FPÖ oder BZÖ in Verbindung gebracht?

Stefan Gössler: Das stimmt ja nicht, jede Partei führt NLP-Trainings durch, auch wenn sie diese mitunter anders nennt. Im Gegenteil finden manche Jungpolitiker NLP schon eher als abgeschmackt oder veraltet. Im Prinzip ist NLP ja nichts anderes als eine Therapieschule, die man dazu verwenden kann, Argumente aufzubauen. Zauberkraft ist etwas anderes. Die liegt eher in den Grundfesten der Argumentationsschule, zum Beispiel Aristoteles, Cicero oder Schopenhauer. NLP hat diese alten Meister teils vereinnahmt, Schopenhauer würde sich zum Beispiel im Grab umdrehen, wenn er wüsste, wie er oft von NLP-Trainern zitiert wird.

derStandard.at: Was soll sich der Normalverbraucher von Barack Obamas rhetorischer Kraft abschauen? Sind daran nicht schon Generationen an Politikertrainern gescheitert?

Stefan Gössler: Rhetorik besteht daraus, sich zu überlegen, was meine Botschaft ist, wie ich sie inhaltlich transportieren kann, welche Themen es rundherum gibt, und erst ganz zum Schluss, wie bringe ich sie rüber, wie stehe ich da, welche Körpersprache benutze ich. Was Rhetorik uns helfen kann ist, mehr Klarheit über die eigene Sicht der Dinge zu bekommen und die eigene Fachkompetenz besser zu transportieren. Viele Rhetorikkurse folgen einfachen Regeln, da geht es oft um die Frage, wie sage ich es, wo stehe ich und wie halte ich meine Hand, dabei sollte es um die Frage gehen: was sage ich überhaupt, mit welchen Worten kommen meine Kompetenz, Erfahrung, Wissen besser an.

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Das Buch "Barack Obama: Seine Sprache, Seine Stärke, Sein Charisma" von Stefan Gössler ist kürzlich erschienen.

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Quelle: DER STANDARD, 12. Januar 2009.


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