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Lesezeichen [ Info senden # QR-Code ] Fr 26 April 2024 16:37:50


 Pressespiegel
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Utopien

"Fortschritt wäre wunderbar - wenn er einmal aufhören würde." Meinte Robert Musil. Und wir?

Von Walter Groebchen

Ich war bei einem Vortrag. An der Donau-Uni Krems, an der Studierende, Manager und Vortragende wieder einmal den Status quo der Musikwirtschaft durchkauten. Denkwürdig fand ich das Abschlussreferat von Alexander Zeitelhack, seines Zeichens "erfahrener Spezialist für visionäres Denken und innovative Konzepte" (wie auf seiner Homepage steht). Zeitelhack sprach über den "rechten Umgang mit dem Fortschritt". Sein Vortrag war kurzweilig, erfrischend, brillant. Oberflächlich betrachtet. Denn wenn man zusammenfassen müsste, worum es eigentlich ging und welche Fragen tief gehend erörtert oder gar gelöst wurden, muss ich passen. Vielleicht habe ich ja auch nicht verstanden, was der Consultant mit der sanften NLP-Stimme mir erzählt hat. Es klang toll und kühn, bisweilen auch tollkühn: Eigentlich sind die großen Probleme der Menschheit - Energieversorgung, Armut, Überbevölkerung - längst gelöst. Wir wissen es nur noch nicht. Also zumindest nicht alle.

Warum ich Ihnen das erzähle? Weil ich mir in diesem Kontext drei Sätze notiert habe, die ein gewisses Aha-Erlebnis bewirkten. Erstens: "In Zeiten großer Veränderung ist die Erfahrung unser größter Feind." Warum sich Herr Zeitelhack dann explizit als "erfahrener" Spezialist für Visionen präsentiert, ist eine gute Frage. Doch nebensächlich. Denn natürlich lassen sich mit dem Wissen von heute die Techniken von morgen zwar extrapolieren, aber nicht präzise in ihren (Aus-)Wirkungen voraussagen. Zudem ist, zweitens, "der Fortschritt eine Kränkung für den Menschen". Diese These der Psychoanalytikerin Margarethe Mitscherlich umfasste elegant den weiten Bereich der Skeptiker, Bremser und Fortschrittsgegner. Die werden ja in gewissen Kreisen gar nicht gern gesehen.

Und dann fiel da noch ein dritter Satz: "If you understand everything you must be misinformed." Ausgewiesen wurde der Sinnspruch als japanische Weisheit. Das ist derzeit nicht unheikel. Die Öffentlichkeit giert nach Information, auch wenn z.B. Strahlenwerte aus Fukushima vollkommen abstrakte Zahlen sind. Wir wissen, dass wir - wiewohl wir alles, wirklich alles verstehen wollen - nichts wissen. Oder wissen Sie mehr? Apropos: Warum ich in einer Technikkolumne nichts über die akuten Gefahren und Perspektiven der Atomenergie schriebe, fragte mich unlängst ein Freund. Weil Demut und Schweigen bisweilen mehr sagen, so meine Antwort.


Quelle: Die Presse, 3. April 2011


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