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 Pressespiegel
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Andrea Illy

Kaffee in der DNA

Andrea Illy wollte in einer Krise aus dem Kaffeegeschäft aussteigen. Aber dann lernte er, seine Fehler zu akzeptieren.

VON LOUIS LEWITAN

ZEITmagazin: Herr Illy, Sie sind Vorstandsvorsitzender von illycaffè und sagen: Im Geschäft geht es um Menschen. Was meinen Sie damit?

Andrea Illy: Ein Unternehmen ist mehr als nur ein Geschäft. Es geht darum, das große Ganze zu bewahren und die Kunden glücklich zu machen. Für mich bedeutet Glück, den Traum unseres Unternehmens zu verwirklichen: den besten Kaffee der Welt zu produzieren und ihn der ganzen Welt anzubieten.

ZEITmagazin: Illycaffè ist bis heute ein Familienbetrieb. Wo liegen seine Wurzeln?

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ANDREA ILLY

48, wurde in Triest geboren. Seit 1990 führt er in dritter Generation das Familienunternehmen illycaffè, die Firma verkauft Espressokaffee in 140 Länder. Zudem betreibt Illy an 25 Standorten weltweit die Università del caffè, dort wird Kaffeebauern und Cafébetreibern beigebracht, was guten Kaffee ausmacht.

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Andrea Illy: Mein Großvater Francesco Illy war ungarischer Herkunft, während des Ersten Weltkriegs verschlug es ihn von Wien nach Triest. Dort verliebte er sich gleich dreimal: in seine Frau, in die Stadt Triest und in den Kaffee. Er erfand nicht nur die allererste Espressomaschine, die illy Illetta, sondern auch ein neues Verpackungssystem: Durch das von ihm entwickelte Überdruckverfahren gingen die Aromastoffe nicht mehr nach kurzer Zeit verloren, sondern wurden in der Bohne eingeschlossen.

ZEITmagazin: Die Erfindungslust scheint in Ihrer Familie von Generation zu Generation weitergereicht worden zu sein.

Andrea Illy: Absolut, das liegt wohl in unserer DNA. Mein Vater war ein Erfinder, Geschäftsmann und Philosoph. Als Kind, wenn Freunde mir ihr Fahrrad liehen, bastelte ich an den Rädern rum und gab sie ihnen repariert und überholt zurück, weil es mir Spaß macht, Dinge perfekt in Ordnung zu bringen. Ich habe mit meinem Vater und meiner Schwester zwanzig Jahre lang zusammengearbeitet - wir teilen alle dieselbe Leidenschaft.

ZEITmagazin: Eine ungebrochene, unendliche Erfolgsgeschichte?

Andrea Illy: Oh nein. Vor fünf Jahren machten wir eine dramatische Krise durch, eine Krise, auf die dich kein Wirtschaftsstudium vorbereiten kann. Wir verloren praktisch die Kontrolle über die Organisation unserer Firma, weil ein unsinniges neues Gesetz dazu führte, dass drei Senior-Manager plötzlich und unerwartet in Rente gehen mussten. Ich verlor also diese drei Säulen innerhalb weniger Monate, und das zu einer Zeit, in der wir die Firma umstrukturieren mussten. Das dann mit einem vollkommen unerfahrenen Management zu machen führte zu einer explosiven Mischung, und wir verloren eine Menge Geld.

ZEITmagazin: Was taten Sie?

Andrea Illy: Ich strich meinen Bonus und verordnete mir eine Nullrunde. Und ich lernte, die Controller zu kontrollieren und niemandem zu vertrauen.

ZEITmagazin: Wie fühlten Sie sich zu dieser Zeit?

Andrea Illy: Wie eine alte, nasse Katze. Sie wissen, Katzen hassen es, nass zu sein! Ich war sehr enttäuscht und fühlte mich auch schuldig, weil ich es nicht geschafft hatte, meiner eigenen Vorstellung von Verantwortung gerecht zu werden. Ich fühlte mich inkompetent und dachte, ich hätte versagt. Nach siebzehn blühenden Jahren ohne größere Fehler war das ein Schock! Menschen beschuldigten uns, verloren ihr Vertrauen in uns, und genau in dieser Zeit starb mein Vater. Es war alles so negativ, dass ich bereit war, aus der Firma auszuscheiden. Aber dann habe ich es geschafft, mich neu zu programmieren.

ZEITmagazin: Wie machten Sie das?

Andrea Illy: Ich suchte einen NLP-Coach auf, bei dem ich schon vorher mal gewesen war. Neurolinguistisches Programmieren ermöglicht es einem, sein eigenes Lebensprogramm neu zu schreiben. Ich zum Beispiel hatte plötzlich so viele Selbstzweifel, ich musste mein Selbstbewusstsein stärken und lernen, meine negativen Erfahrungen positiv umzudeuten. Im Sinne des großen amerikanischen Ökonomen Peter Drucker: Versuche etwas, scheitere, dann pass deine Maßnahmen an. Ich kann jetzt akzeptieren, dass zu einem erfolgreichen Management auch Fehler gehören.

ZEITmagazin: Hat das Ihre Art geändert, den Betrieb zu führen?

Andrea Illy: Ja. Ich bin ja eigentlich Chemiker, nicht Ökonom. Ich habe früher immer nach Gleichungen gesucht: A plus B plus C und bestimmte Unbekannte ergeben dieses oder jenes errechenbare Ergebnis. Aber es geht nicht um einzelne Punkte, sondern um ihre Verbindung, und die ist nicht immer linear, sondern manchmal verschlungen. Wirtschaft ist keine Wissenschaft, es ist eine Kunst, die du wertschätzen musst.

ZEITmagazin: Sie haben die Krise überwunden, weil es Ihnen gelungen ist, Ihre Situation aus einer anderen Perspektive zu sehen?

Andrea Illy: Ja. Man kann nichts tun, weder arbeiten noch sprechen, noch lieben, ohne Fehler zu machen. Du kannst nicht laufen lernen, ohne hinzufallen. Ich danke Gott, dass ich diesen Fehler gemacht habe, denn ich werde ihn nicht ein zweites Mal machen. Ich kann mich in Zukunft sogar größeren Herausforderungen stellen, weil ich sie verstehe und sie analysieren kann.


Quelle: ZEIT ONLINE, 21. Februar 2013 12:04 Uhr (ZEITmagazin, 21.2.2013 Nr. 09)


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Der Inhalt dieser Seite wurde am 10.03.2021 um 12.44 Uhr aktualisiert.
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