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Lesezeichen [ Info senden # QR-Code ] Sa 27 April 2024 04:14:20


 Pressespiegel
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editorial      

NLP und Mitgefühl

Auch das gehört zur Szene rund um das Neurolinguistische Programmieren (NLP): Unter dem Stichwort »speed seduction« findet »Mann« in amerikanischen Internet-Newsgroups Tipps und Tricks zur schnellstmöglichen Eroberung attraktiver Frauen. Ein NLP-Trainer fordert einen anderen heraus, um festzustellen, wer von beiden denn nun erfolgreicher sei. Ein inzwischen 57-jähriger »Experte« fasst seine Lebensweisheiten in einem Buch mit dem Titel »How To Date Young Women For Men Over 35« zusammen und schwört dabei unter anderem auf »hypnotische Sprachmuster« aus dem NLP.
    Aber auch in Deutschland gibt es einiges, was dem NLP zu einem scheelen Beigeschmack verhalf. Bereits das erste Buch, das hierzulande NLP in die Wirtschaft hineintragen wollte, hieß: »Die letzten Geheimnisse der Starverkäufer.« Eine neue Verkäufergeneration sollte lernen, Kunden noch schneller und sicherer über den Tisch zu ziehen. Der Vorwurf der Manipulation wurde ignoriert mit dem ironischen Hinweis, wer Manipulation verhindern wolle, müsse einfach nur jede Kommunikation abschaffen.
    Wer eine Sache von ihrem Missbrauch her definiert, wird ihr allerdings nicht gerecht. Die Leistung der NLP-Begründer besteht darin, dass sie sehr gute Veränderungskonzepte von brillanten Therapeuten wie Fritz Perls, Virginia Satir und Milton Erickson gelernt und »modelliert« haben. Selbst Manager nutzen heute - wenn auch manchmal hinter vorgehaltener Hand - NLP-Techniken, um mit größerer Zielklarheit und innerer Gelassenheit an ihren Problemen zu arbeiten. Sie freuen sich über mehr Mut, alte Verhaltensmuster zu unterbrechen, um Neues zu wagen.
    Die NLP-Begründer konnten in beispielloser Weise viele Menschen für ihre Sache begeistern. Keine andere Methodenrichtung erzeugte bei ihren Anhängern einen so tief sitzenden »Glaubenssatz« von der Effektivität des angebotenen Handwerkzeugs. Und das, obwohl selbstkritische NLPU'ler inzwischen einige blinde Flecken, wie die nicht immer gegebene langfristige Wirksamkeit einiger Interventionen oder den fehlenden Bezug zum System, in dem jeder lebt, entdeckt haben. Unter dem Einfluss größenwahnsinniger Einzelkämpfer mit ausgeprägtem Dominanzgehabe kam das NLP schnell an einen Scheidepunkt. Einige Verfechter wurden Opfer einer naiven Alles-ist-möglich-Optimierungsstrategie: Der Mensch sei beliebig veränderbar. Man brauche nur ein paar Schräubchen zu justieren und schon werde aus jedem Boris ein Becker.
    Diese Fehlentwicklung liegt wahrscheinlich darin begründet, dass das humanistische Menschenbild und die Liebe zu den Menschen, die die großen Vorbilder auszeichnete, bei der Methodenbildung nicht hinreichend berücksichtigt wurde - und auch nicht berücksichtigt werden konnte. Spätestens bei Mitgefühl und Charisma heißt die Devise: Man hat es oder hat es nicht. Jeder, der einen Trainer oder Coach sucht, sollte sich also im Klaren sein, dass ihm keine Methode, sondern nur ein Mensch seines Vertrauens weiterhelfen kann.

Martin Pichler
Chefredakteur


Quelle: wirtschaft & weiterbildung, April 2000, S. 3.


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Der Inhalt dieser Seite wurde am 10.03.2021 um 12.44 Uhr aktualisiert.
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