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 Pressespiegel
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Schöner Denken.

In Kreativitätskursen zeigen Trainer ihren Kunden, wie man auf neue Ideen kommt.

Von Bas Kast

    Stellen Sie sich vor, Sie sind Ingenieur. Nicht irgendeiner, nein nein, Sie arbeiten als gut bezahlter Produktentwickler bei einem internationalen Unternehmen, sagen wir: der BHS Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Die Firma wurde im Sommer beim Wettbewerb "Best Innovator" zum zweiten Mal in Folge zum Sieger gekürt – vom Magazin "Wirtschaftswoche" und der Top-Managementberatung A.T. Kearney. Sie sind also ein gestandener Entwicklungsingenieur. Kreativ. Innovativ. Wie aber sorgen Sie dafür, dass Ihr Kopf nicht ins Stocken gerät? Nach einigen Dienstjahren - was kann Ihnen da noch Neues einfallen?

    An dieser Stelle kommt Gerhild Breitschuh ins Spiel. Zusammen mit ihrer Kollegin Marion Winners hat sie Ende 1999 in Berlin das Unternehmen "Avenue" ins Leben gerufen. Das Ziel: Dafür zu sorgen, dass all jenen, die von Berufswegen darauf angewiesen sind, die Ideen nicht ausgehen. Breitschuh und Winners sind Experten in Sachen Kreativität. In ihren Seminaren versuchen sie, Denkblockaden aus dem Weg zu räumen, eingefahrene Lösungswege aufzulockern und vor allem: die Ideenfindung anzuregen.

    Alles Quatsch? Seichtes Psychogelaber? Offenbar nicht. So gehört die preisgekrönte BHS-Gruppe zu Avenues Stammkunden. Tatsächlich staunten die erfahrenen Ingenieure nicht schlecht, als Frau Breitschuh sie gleich zu Anfang des Seminars mit einigen eher ungewöhnlichen Produktwünschen konfrontierte, etwa sollten die Ingenieure einen Herd für Pinguine entwerfen. Oder eine Geschirrspülmaschine für Klapperschlangen. Tja, wie geht man da vor?

    "Bei solchen Aufgaben geht es nicht darum, einfach nur verrückt herumzuspinnen", sagt Breitschuh. "Es geht darum, die entscheidenden Fragen zu stellen: Was macht ein Pinguin? Was will er? Wie groß ist er? Wie bewegt er sich?" Fragen, die hoffentlich zu neuem Denken anregen.

    Kreativität hat Konjunktur. Hirnforscher entschlüsseln die Mechanismen, was in unserem Kopf passiert, wenn wir auf eine neue Idee kommen. Psychologen entwickeln Techniken, die uns den Weg zum Geistesblitz bereiten sollen - wie zum Beispiel die "Provokationsmethode", zu der die Pinguinfrage gehört.

    Und Seminarleiter zahlreicher Kreativitätskurse versuchen die Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Zu ihren Kunden gehören nicht nur die Produktentwickler von Haushaltsgeräten oder Automobilherstellern, sondern auch TV-Sender wie Pro7 und Sat1, kleine, mittelständische und internationale Unternehmen - alle hoffen sie, mit Hilfe der richtigen Denk-Technik der Konkurrenz ein Schnippchen schlagen zu können. "Manches lernt man eben nicht im Ingenieursstudium", sagt Michael Wolf von der Personalentwicklung der BHS- Gruppe.

    Da wäre zum Beispiel das "6-Hut-Denken", der Klassiker der Kreativitätskurse: Man nehme sechs verschiedenfarbige Hüte. Der weiße Hut steht für Neutralität. Wer ihn trägt, darf nur Fakten zur Problematik beitragen. Der gelbe Hut steht für die positiven Seiten der Idee, der mit dem schwarzen Hut soll die Zweifel thematisieren... Die Technik stammt von Kreativitätsguru Edward de Bono, Autor mehrerer Bücher zum Thema. Er hat Firmen wie IBM, Shell, Nokia und Siemens beraten.

    Ulf Neumann vom Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft e.V. in Dresden dagegen hebt in seinen Innovationskursen immer auf eine zentrale Frage ab: "Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?" Um aus der Routine des Hier und Jetzt auszubrechen, nimmt Ingenieur Neumann seine Kursteilnehmer mit auf eine Reise in die Zukunft: "Es ist eben nicht nur wichtig, sich klar zu machen, was man will, sondern auch, eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die Welt in fünf oder zehn Jahren aussehen wird." Bei einem Unternehmen etwa ging es um die Entwicklung einer neuen Margarine. Neumann zwang seinen Kunden, eine Vision rund um die Margarine der Zukunft zu entwickeln: Wer wird in zehn Jahren Margarine essen? Wie entwickelt sich das Gesundheitsbewusstsein? Kochen 20-Jährige noch mit Margarine - und warum nicht?

    "Das Entscheidende bei der Weiterbildung von Kreativität sind aber nicht die Techniken oder die Fragen", sagt Avenues-Gründerin Breitschuh. "Die kann ja jeder lernen." Das Wertvollste ihres Seminars sei, dass sie die Leute regelrecht dazu zwinge, neu zu denken. "Und man muss die Leute wirklich dazu zwingen."

    Das sieht der Berliner Kreativitätstrainer Karsten Noack genauso: "Je länger ich etwas mache, umso mehr verlasse ich mich auf das, was sich bewährt hat", sagt Noack. "Aus diesem Grund kann ein Außenstehender, der andere Lösungswege in mir provoziert, so hilfreich sein."

    Noack setzt dabei auf die Disney-Methode - sie geht auf einen Mitarbeiter Walt Disneys zurück. Dabei soll man sich abwechselnd in die Rolle des Träumers, Realisten und Kritikers versetzen - und so ein Problem von verschiedenen Seiten zu betrachten lernen. Disney zumindest hat es damit weit gebracht.


Quelle: Der Tagesspiegel, 5. September 2004, S. K6.


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Der Inhalt dieser Seite wurde am 10.03.2021 um 12.44 Uhr aktualisiert.
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