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Lesezeichen [ Info senden # QR-Code ] Mi 1 Mai 2024 23:57:33


 Pressespiegel
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Esoterischer Spuk oder effektive Lehrmethoden?
NLP und andere Psychomethoden erfreuen sich auch in der Weiterbildung wachsender Beliebtheit

Gelernt wird nicht nur mit dem Kopf - auch die Psyche spielt kräftig mit, wenn es darum geht, sein Wissen, sein Verhalten, seine Wünsche und Ziele zu verändern. Kein Wunder also, daß seit den 80er Jahren mit zunehmender Tendenz Psychomethoden in der Bildung Einzug gehalten haben. Dabei geht es aber nicht immer mit rechten Dingen zu.

"Das Training umfaßte zwei Wochenenden und einen Abend. Am ersten Wochenende ging es darum, die Ängste hervorzuholen und sie zu intensivieren. Höhepunkt des bizarren Trainings war der Todesangst-Prozeß. Die Teilnehmer wurden von den Assistenten zu einem Stuhl geführt, mußten sich die Ohren zustopfen und sich an den Händen fesseln lassen. Dann wurden sie auf ein Podest geführt, ins Leere heruntergestoßen und von den Assistenten aufgefangen. Nach dieser symbolischen ,Hinrichtung' begann eine zweistündige Todesphase. Es wurden Grablichter aufgestellt, schwarzgekleidete ‚Assistenten' trugen Kapuzen und Sensen in der Hand; im Raum stand ein leerer Sarg..."
Diese Prozedur durchlebten Teilnehmer, die ein harmlos klingendes Seminar gebucht hatten mit dem versprochenen Ziel, per "Infinity-Methode" zur beruflichen Selbstverwirklichung zu gelangen und die Gesetze des Erfolges kennenzulernen. Eine von vielen Psychokult-Seminaren, die, folgt man den Beschreibungen der Journalistin Bärbel Schwertfeger in ihrem neuen Buch "Der Griff nach der Psyche", in Deutschland Hochkonjunktur haben. Nichts scheint abstrus genug zu sein, um versagensängstliche Manager oder karrierebesessene Newcomer, aber auch Gebrauchtwagenhändler oder Sachbearbeiter von solchen "Persönlichkeitsseminaren" abzuhalten. Das Spektrum ist groß: Es reicht von sektenverdächtigen Veranstaltungen wie dem Todestraining des Münchener Pseudo-Gurus Ayura Sateth-Re, bürgerlich Hannes Scholl, über Landmarkkurse und Rebirthing bis hin zu suggestopädischen Methoden, die per Ansprache an das Unterbewußte den Lernerfolg zu steigern suchen, oder das therapeutisch orientierte "Neurolinguistische Programmieren" (NLP). Zu recht warnt die Autorin aber davor, hinter jedem Persönlichkeitsseminar einen Seelen- und Geldfänger zu sehen. Die "Wölfe im Psychopelz" hätten allerdings zur Zeit noch einfaches Spiel, was sich ändern soll, denn nach den Vorschlägen der Enquetekommission "Sogenannte Sekten und Psychogruppen" solle ein Gesetz zur "Regelung der gewerblichen Lebensbewältigung" Grenzen setzen.
Gemeinsam ist den psychologisch orientierten Methoden, daß sie Nachteile eines rein kognitiv ausgerichteten Lernens, vor allem die relativ geringe Behaltensleistung und das schnelle Vergessen, durch emotionale Ansprache und den Versuch, tiefere Schichten des Menschen zu erreichen, umgehen wollen. Diese ganzheitlichen Ansätze sind in der Pädagogik willkommen und haben sich etwa beim "Superlearning" schon etabliert. Auch das NLP, in den 70er Jahren in Amerika entwickelt, findet in Deutschland immer mehr Anhänger. 800 Mitglieder zählt der Dachverband DVNLP bereits, eine Vielzahl von NLP-Instituten und schätzungsweise über 5000 NLP-Trainer bieten ihre Dienste an. Hier läßt sich lernen, wie man durch positives Denken mehr Erfolg im beruflichen wie privaten Leben haben kann. Entscheidend für den richtigen Einsatz von NLP, so Vorstandsmitglied Thies Stahl, sei die qualifizierte Ausbildung der Lehrer und Therapeuten, wie sie der DVNLP in seinen Statuten vorschreibe. Nur so könne ein Mißbrauch dieser Technik vermieden werden. Stahl sieht die großen Vorteile der Methode in ihrer Wirksamkeit. Einen explizit weltanschaulichen Hintergrund habe NLP dagegen nicht. Vielmehr sei es eine reine Technik, um seine Ziele zu erreichen. Ein Blick auf den Buchmarkt zeigt die wachsende und umgreifende Bedeutung der Methode. NLP-Lehrbücher gibt es mittlerweile für Kindererziehung ("Nerv nicht so, Mama"), für Lehrer, für betriebliche Kommunikation, Verkaufs- und Marktingstrategien, für mehr Intelligenz, für den Kampf gegen Allergien, Erhaltung der Gesundheit, Geschäftserfolg usf. Das Buch mit beigefügter CD "Denken Sie sich schlank" der amerikanischen Psychotherapeutin Elsye Birkinshaw soll helfen, unnötige Pfunde mühelos zu verlieren.
Eine Mitarbeiterin der Frauenzeitschrift "Madame" hat die mit viel Suggestion und Sphärenmusik gespickte CD mit wachsender Begeisterung ausprobiert ("Eine Methode, so aberwitzig effektiv - ich konnte förmlich zuschauen, wie die Speckröllchen um Hüften und Taille schmolzen"). Die erfolgsorientierte Methode scheint zudem wie geschaffen für die Wirtschaft zu sein. Firmen wie Siemens, IBM oder Bayer, geben für NLP-Trainingsstunden viel Geld aus, und das "Handelsblatt" läßt in einem Bericht über NLP die Leiterin der Personalentwicklung beim Bertelsmann Buch Club jubeln: "NLP hat faszinierende Einsichten in die Muster und Abläufe unserer Wahrnehmung und unserer Sprache gebracht. Für meine berufliche Arbeit sind diese Einsichten von großer Bedeutung, denn ihr ‚Enträtseln' im Rahmen von Konfliktsituationen und das Wissen um besseren Umgang miteinander hilft Mitarbeitern und Führungskräften unmittelbar weiter".
Ganz problematisch ist die Anwendung von NLP allerdings nicht, folgt man den Diskussionen in Schleswig-Holstein oder Rheinland-Pfalz um die Frage, ob NLP auch in der Lehrerfortbildung eingesetzt werden soll. So hat das Bildungsministerium des nördlichsten Bundeslandes in einem Rundbrief an alle Schulen untersagt, NLP wegen seiner Nähe zu Scientology, des unklaren pädagogischen und psychologischen Überbaus und der Möglichkeit des Mißbrauchs anzuwenden. Auch im Mainzer Ministerium hat sich Skepsis gegenüber NLP breitgemacht, nachdem das Staatliche Institut für Lehrerfort- und Weiterbildung in Speyer laut eigener Aussage innerhalb der Lehrerbildung NLP-Kurse angeboten und NLP-Elemente in die Unterrichtsentwicklung integriert hatte. Als "Einflugschneise für Scientology" bezeichnete entsprechend der Sektenbeauftragte des Bischöflichen Ordinariates Speyer, Christoph Bussen, gegenüber der Zeitung "Rheinpfalz" das Konzept. "Die Überzeugung, man könne Menschen konditionieren, sie seien perfekt und könnten alles erreichen, wenn sie ihr eigenes Potential erweitern, trifft man bei NLP wie bei Scientology an", so Bussen. Nicht nur der Scientology-Verdacht, den Thies Stahl für seine Organisation kategorisch ablehnt, ruft die Kritiker auf den Plan. Als problematisch wird gesehen, daß durch die trance-ähnlichen Zustände, in die der Klient zunächst versetzt wird, Persönlichkeitsveränderungen in Gang gesetzt werden können, die nur von geübten Psychotherapeuten ohne Schaden für den Betroffenen gesteuert werden können.
Die Grundannahme, jeder könne durch positive (Selbst-)Beeinflussung alles erreichen, was er nur wolle, zeigt hedonistische Prägung, eine Selbsterlösung, die, anders gewendet, dem Einzelnen Schuld gibt, wenn die Ziele nicht erreicht sind. Was ist, wenn die Kinder weiterhin nerven oder sich der Reichtum nicht eingestellt hat. Nach NLP liegen die Ursachen dann im eigenen Versagen. Schon am mathematisch-formalistischen Namen der Methode ist zudem ein sehr mechanistisches Menschenbild abzulesen: Es genügt eine im suggestiven Zustand vollzogene Umprogrammierung, quasi neue Software im Computer Mensch, um eine Veränderung des Verhaltens zu erreichen. Christliche Spiritualität hat in diesem System höchstens als Technik auf dem Weg zum eigenen Glück Platz.
Dieser Techniken bedient sich auch das immer mehr in Mode kommende "Powertraining", wie es etwa der Niederländer Emile Ratelband anbietet. 50.000 DM und mehr kostet ein Wochenende für Firmen, die mit diesem Training hoffen, aus mancher grauen Maus einen Topverkäufer zu machen. Mit Prinzipien der Massenpsychologie und der Suggestion werden die oft in Großveranstaltungen versammelten Teilnehmer auf ein "Du Schaffst-Das" getrimmt, das sie am Ende über glühende Kohlen oder Scherbenhaufen laufen läßt (Thies Stahl: "Alles Quatsch") Doch allzu oft, das zeigen die Erfahrungen, verfliegt das Strohfeuer schnell, wenn es darum geht, die Power im Berufsalltag durchzusetzen. Günter Scheich resümiert in seinem provokant betiteltem Buch "Positives Denken macht krank" aus seinen Erfahrungen als Psychotherapeut, daß mit positivem Denken keine tiefgehende Veränderung angestrebt, sondern lediglich vorgegaukelt werde, man könne, ohne sich anzustrengen, den als negativ empfundenen Zustand durch einen neuen, positiven, ersetzen.
Auch in der katholischen Erwachsenenbildung haben NLP und andere Psychomethoden - nicht immer mit der Zustimmung der Bistumsleitung - Einzug gehalten. Mit Hilfe der Tarot-Karten, so ist es in einem Programm zu lesen, habe man die Möglichkeit, sich neu zu entdecken, innere Blockaden werden gelöst und neue Sichtweisen erlangt. Biodynamik, Bachblüten oder Psychodrama haben ebenso Platz in katholischen Einrichtungen wie fernöstliche Meditationsformen. Die Leiterin eines entsprechend aktiven Bildungshauses folgt nach ihrer Meinung mit ihrem Angebot dem Bedürfnis und der starken Nachfrage ihrer Teilnehmer. Um Schaden zu vermeiden, lege sie großen Wert auf eine hohe Qualifikation der Kursleiter. Auch wolle sie mit ihren Angeboten über negative Tendenzen und Mißbrauch aufklären. Darum habe sie auch NLP im Programm: NLP sei "brandgefährlich", weil es sehr manipulativ sein kann". Nach Auffassung von Dr. Ulrich Papenkort, im Erzbistum Köln zuständig für die Gesundheitsbildung, müsse man beim Einsatz dieser Methoden vorsichtig sein, nicht die Grenzen zu Therapie und Beratung überschreiten. "Dies gehöre nicht mehr in den Bereich der Erwachsenenbildung".
Für die katholischen Exerzitienhäuser stellt sich die Frage im besonderen Maße, inwieweit etwa fernöstliche therapeutische "unkatholische" Methoden in ihren Einrichtungen zur Anwendung kommen können. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Diözesan-Exerzitien-Sekretariate (ADDES) hat auf einer Studientagung im April 1995 dieses Thema aufgegriffen. ADDES-Sprecher Pfarrer Walter Mückstein stellte dort einen ,,Kriterienraster" vor, das sich auch auf andere Seminare der Persönlichkeitsbildung übertragen ließe. Demnach soll bei einer Übung, die nicht aus der unmittelbaren Tradition der Exerzitien stammt, grundsätzlich bedacht werden, ob sie aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausgelöst werden könne, "ohne schon allein dadurch ihren Sinn, ihre Effizienz oder ihre ‚Integrität' zu verlieren. Oder ist sie so eng mit z. B. einem therapeutischen Setting oder einem religiös-weltanschaulichen Hintergrund verbunden, daß dies nicht möglich ist?" Wenn dies möglich sei, brauche die Übung wegen ihrer Herkunft nicht ideologisch be- oder gar verurteilt zu werden. Zur kritischen Reflexion regt Mückstein an, mit folgenden Punkten die Methode kritisch zu hinterfragen:
- reine Innerweltlichkeit oder Transzendenzbezug im Glauben
- Beschränkung auf leib-seelisches Wohlbefinden oder Offenheit für gottgeschenktes Heil
- Selbsterlösung oder Glaube an eine Erlösung durch Jesus Christus
- Spontante Problemlösung oder Durchleben von Wachstumsprozessen
- Individualismus und Egozentrik oder Bereitschaft zur je größeren Liebe
- Unverbindlichkeit oder Verbindlichkeit von Glaube und Kirche
Neugier auf neue Methoden sind auch nach Methoden-Fachmann und Erwachsenenbildner Dr. Ulrich Müller von der Katholischen Universität Eichstätt grundsätzlich nichts Schlechtes: "Aus erwachsenen-pädagogischer Sicht ist es zu begrüßen, daß in den letzten zehn bis 20 Jahren eine Vielzahl neuer Methoden, wie etwa Mind-Mapping, die Leittext-Methode, das NLP oder die Suggestopädie entstanden sind." Die Suche nach 'neuen Lernformen' zeuge von wachsender Sensibilität für didaktisch-methodische Fragen und vom ersthaften Bemühen, Erwachsenen Gelegenheit zu wirkungsvollem und nachhaltigem Lernen zu eröffnen. Die Mehrzahl der Ansätze zeichne sich dadurch aus, daß man sich an einer konsequenten Umsetzung zentraler methodisch-didaktischer Prinzipien wie Selbstätigkeit und Mitverantwortung der Lernenden orientiere. Kritisch sei allerdings zu bewerten, daß nicht überall sorgfältig genug abgewogen werde, ob und wo die neuen Ansätze auch tatsächlich das leisten, was sie zu leisten vorgeben und die Neigung bestehe, den eigenen Ansatz aus marketingstrategischen Gründen in seiner Leistungsfähigkeit überzogen darzustellen. Auf der Anwenderseite könne man beobachten, daß auch die Weiterbildung gewissen modischen Strömungen unterliege. "Leider ist auch keine Methode vor Mißbrauch geschützt. So finden sich auf dem Markt viele ‚Heilsbringer' und ‚Gurus', die sich auf Konzepte neuen Lernens berufen, sich jedoch unter ethischer und pädagogischer Perspektive durchaus fragwürdig gebärden."

Literatur:
Birker, W.: Was ist NLP? Rowohlt Taschenbuch 1996
Blickhan, D:: Nerv nicht so, Mama. Herder 1997
Scheich, G.: Positives Denken macht krank. Vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechungen. Eichborn-Verlag 1997
Schwertfeger, B.: Der Griff nach der Psyche. Was umstrittene Persönlichkeitstrainer in Unternehmen anrichten. Campus-Verlag 1997

Was ist NLP?
Das NLP (Neuro-Linguistisches-Programmieren) bezieht sich auf unterschiedliche Ansätze und Theorien, die die NLP-Gründer Richard Bandler (Psychologe) und John Grinder (Linguist) in den 70er Jahren zu einem Gebäude zusammengefügt haben. Zentrales Element ist das "Pacing" und "Leading". Der Therapeut (und Lehrer) »schwingt« sich sprachlich und nonverbal in den Klienten ein, indem er zunächst genau die Sprache, die Haltung, die Blickrichtung usf. des Gegenübers analysiert. Er beobachtet, welchen »Sinneskanal« der Klient benutzt und verwendet dann selbst entsprechende Vokabeln. Auf diese Weise, so wird vermutet, entsteht ein »Rapport«, ein Gleichklang. In diesem Zustand nun versucht der Therapeut, den Klienten sachte zu führen. Aufgrund der Annahme, daß es keine Wahrheiten gibt, sondern nur Denkvorstellungen, kann eine "Umprogrammierung" unerwünschter Haltungen dann leicht erreicht werden. Dieser Prozeß geschieht häufig in Trancezuständen, beim autogenen Training oder in Tiefenentspannung, wird aber auch für simple Verkaufsgespräche adaptiert »Ja-Schiene«. Über die Arbeit mit inneren Bildern und unbewußten Botschaften sollen die Menschen mit ihren ungenutzten Möglichkeiten vertraut gemacht werden, damit sie sie dann nutzen können. Bei der Technik des "Ankerns" kombiniert der Therapeut - wie bei der klassischen Konditionierung - einen negativen und einen positiven Gedanken mit jeweils unterschiedlichen Reizen (Berührung am Knie / am Arm). Berührt der Therapeut nun beide Körperteile des Klienten simultan, löst er nach dieser Vorstellung damit im selben Moment beide »Anker« und die negativen Gedanken werden neurologisch »ausgelöscht«.

Michael Sommer


Quelle: Erwachsenenbildung. Vierteljahresschrift für Theorie und Praxis. Hrsg.: Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung. Heft 2/98, S. 70-72.


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Der Inhalt dieser Seite wurde am 10.03.2021 um 12.44 Uhr aktualisiert.
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